Der Schulunterricht muss sich verändern

Der Schulunterricht muss sich verändern

Dieser Blogbeitrag ist zuerst bei Social Web macht Schule erschienen. Dankenswerterweise durften wir ihn als leicht abgewandelte Form hier verwenden.

https://www.social-web-macht-schule.de/digitale-medienbildung/

Digitale Medienbildung

Als Trainer für Medienkompetenz, sachsenweit im Einsatz in Workshops für Schulklassen, Elternabende und bei Vorträgen, durfe ich immer wieder feststellen, dass Digitalisierung in den Schulen nicht angekommen ist. Weder von der Ausstattung noch vom Mindset in den Schulen, ist es aktuell möglich Schülerinnen und Schüler auf die digitalisierte Welt vorzubereiten. Es werden einfach nicht die benötigten Kompetenzen vermittelt. Ich habe den direkten Vergleich, welche Fähigkeiten abgerufen werden müssen, durch meine Tätigkeit bei der T-Systems Multimedia Solutions, wo Buzzwords wie New Work, Agilität und Digital tatsächlich konkrete Formen annehmen und im täglichen Geschäft gelebt werden.

Nach diversten Fortbildungen und dem Besuch der EduAction 2018, die viele Alternativen und Vorzeigeprojekte für ein modernes Bildungssystem lieferte, möchte ich euch einen Einblick in meine Gedanken geben:

Unser Bildungssystem ist nicht zukunftsfähig, arg unflexibel und verfehlt gleich zwei wesentliche Ziele, um Schülerinnen und Schüler für die vernetze, digitale Welt vorzubereiten.

1. Ziel: Vermittlung von Zukunftskompetenzen

Um in einer vernetzten, sich rasant verändernden Welt selbstwirksam und erfolgreich zu sein, benötigen Schülerinnen und Schüler mehr als nur Wissen. Wissen ist der Grundbaustein, aber vielmehr geht es um die Anwendung und Verknüpfung mit kreativen, sozialen sowie lebens- und umsetzungspraktischen Kompetenzen. Die Schulbildung allerdings schränkt kreatives Arbeiten ein, lässt kaum ein aktiv werden der Schüler zu und geht zu wenig auf Verantwortung, Werte sowie Nachhaltigkeit ein.

2. Ziel: Freude am Lernen schaffen und erhalten

Das deutsche Bildungssystem ist ein System der Furcht. Schüler fürchten sich Fehler zu machen, Schwächen werden bestraft, Potentiale können sich nicht entfalten. Lehrerinnen und Lehrer hängen im System fest, haben kaum Freiräume zu experimentieren. Das Ziel sollte aber sein Stärken zu stärken, um Potentiale entfalten zu können und einen Navigationskompass, in einer immer schneller werdenden Welt, zu entwickeln. Unterrichtsstoff sollte gemeinsam und mit Leidenschaft von den Schülern erarbeitet werden – Beziehungslernen wird wichtiger. Der Lehrer sollte in die Rolle des Lernbegleiters und Coaches wechseln, statt sich weiter als Pächter von Fachwissen zu begreifen, welches leicht zugänglich im Internet zu finden ist.

Die Liste ließe sich weiter fortsetzen, aber ich denke die Dringlichkeit und die Probleme des Schulsystems sind bekannt. Digitalisierung verschlimmert die Probleme nicht, sie zeigt uns nur deutlicher auf wie verheerend veraltet unser Bildungssystem ist und dass „Tablets für jede Schule“ nicht die Allheillösung sein kann.

Prinzipien, Haltung und Ansätze

Grundlage für die Gestaltung des Unterricht kann das 4K-Modell liefern:

  • Kommunikation
  • Kreativität (Kreativer Austausch, kreative Lösungsfindung)
  • Kollaboration (Zusammenarbeit, gemeinschaftlich Lösungen entwickeln)
  • Kritisches Denken

Die vier zunächst plakativ klingenden Begriffe stehen für ein Grundverständnis wie Unterricht in der Schule geprägt sein und ablaufen sollte.

Das Bildungssystem und der Schulunterricht sollte sich darauf fokussieren den Schülerinnen und Schülern Bildung für die digitale Transformation der Gesellschaft und Bildung für eine bessere Welt näher zubringen.

Dem zugrunde liegen könnten Prinzipien wie

  • Rollen im Lernverhältnis verändern sich durch erweiterte Kommunikationsoptionen
  • Mediale Mobilität verändert Lernerfahrung (durch das Smartphone kann ich überall und in beliebigen Formaten lernen)
  • Projektorientierung statt 45-Minuten Unterricht

Sprechen wir von Haltung, ist auch wichtig zu erwähnen, dass es nicht um Medien geht, sondern was wir damit machen und erreichen wollen.

Schülerinnen und Schüler sollen ihre Interessen kommunizieren können, es geht nicht um die Vermittlung wie ein Gerät funktioniert, sondern um grundlegende Medienkompetenz. Durch die Stärkung der Medienkompetenz sind die oben genannten Ziele erreichbar. Damit einhergeht, dass sich das Rollenbild des Lehrers weiterentwickeln muss.

Möglichkeiten durch ausgeprägtere Medienkompetenz:

Beteiligung

  • Mehr gesellschaftliche Partizipation und Gestaltung
  • Mehr gesellschaftliche Öffentlichkeit (multimedial)
  • Empowerment

Inklusion

  • Medien helfen multimedial bei der Übersetzung vom Informationen und Botschaften

Demokratiestärkung

  • Recherche und Aufbereitung von validen Informationen
  • Praxis der argumentative Auseinandersetzung wird geübt
  • Selbstwirksamkeitserfahrungen und digtiales Engagement

Aneignung von Welt und umfassenden Erfahrungen

  • Coden, Hacken, Making und Games (Diskussion, die dabei entsteht ist ungemein wertvoll)
  • Barcamps von Schülern für Schüler z.B. Webdays in Mannheim
  • Design Thinking
  • Unternehmergeist fördern

Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten den klassischen Schulunterricht durch digitale Medien, partizipative Formate und kreative Möglichkeiten zu erweitern. Wichtig ist eine Veränderung im Denken: Smartphones nutzen, statt Handyverbote, um Potentiale zu entfalten.

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